Mittelalterliche Mikwe Volksmarsen
Ein 500 Jahre altes jüdisches Ritualbad findet man nicht alle Tage. Ernst Klein und seinen Kollegen Joachim Geritzen und Peter Kirschbaum ist dies im nordhessischen Volkmarsen gelungen. Nach jahrelanger Recherche war sich Klein, der Vorsitzende des Vereins Rückblende – Gegen das Vergessen e.V., sicher, dass in einem der ältesten Fachwerkhäuser im Stadtzentrum Volkmarsens eine Mikwe und ein Versammlungsraum der jüdischen Gemeinde existiert haben müsse und zwar vor der in der Stadtchronik aufgeführten Synagoge von 1827. Das Gebäude wurde zwar mehrfach, so auch im 30-jährigen Krieg zerstört, der Gewölbekeller aus dem 13.Jahrhundert aber hatte die turbulenten Zeiten weitestgehend unbeschadet überdauert.
Mit der Erlaubnis der Besitzerin begannen sie 2013 im Keller zu graben und stießen Stück für Stück auf mehr Hinweise über eine Schachtmikwe. Inzwischen haben das Landesamt für Denkmalpflege und das Institut für Bauforschung und Dokumentation aus Marburg den Fund untersucht und bestätigen unter Anderem anhand von dendro-chronologischer Untersuchungen der im Tauchbecken geborgenen hölzernen Verkleidung die Existenz des Ritualbades seit der Mitte des 14. Jahrhunderts. Ein seltener Fund und nahezu einzigartig in Nordhessen. Wer weiss, wie viele historische Spuren sich noch in Deutschland verbergen.
Ernst Klein und die Mitglieder des Vereins zur Erinnerung an jüdisches Leben in Volkmarsen planen jedenfalls die Mikwe der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und das Haus in ein Museum und eine Begegnungsstätte umzuwandeln.